Woher kommt die englische Sprache?


Kurze Geschichte der am weitesten verbreiteten Sprache der Welt

Die englische Sprache ist eine der linguistischen Erfolgsgeschichten der vergangenen fünfhundert Jahre. Wenn Sie diesen Artikel im English Live-Blog lesen, gehören Sie zu der geschätzten Milliarde von Menschen (Tendenz steigend), die weltweit Englisch lernen.

Englisch heute: Sprache der Arbeit?

Wie der British Council vermutet, lernen gerade so außergewöhnlich viele Menschen Englisch, weil ein großer Teil aller Erwachsenen Englisch als Arbeitssprache verwendet.

Die USA, deren offizielle Sprache Englisch ist, ist auch die Heimat vieler der weltgrößten Technikstädte und Online-Unternehmen, und so hat sich Englisch gewissermaßen auf inoffiziellem Weg zur Sprache des Internets entwickelt. Viele behaupten, es sei die Sprache des Kapitalismus – eines Konzeptes, das aus einem Dialog zwischen US-amerikanischen und englischen Wirtschaftsphilosophien heraus entstand.

Doch damit genug über das Englisch von heute – uns interessieren hier seine Wurzeln. Woher kommt die englische Sprache? Wir gehen auf eine kurze Zeitreise und bringen Ihnen ein paar überraschende Fakten und Zahlen über die englische Sprache und ihre lange Vergangenheit mit.

Die drei Stadien der englischen Sprache

Im Allgemeinen wird die Geschichte der englischen Sprache in drei Phasen unterteilt: Altenglisch, Mittelenglisch und Modernes Englisch oder Neuenglisch.

Während Sprachwissenschaftler und Gelehrte hitzige Debatten über diese Etikettierung und den genauen Anfang und Abschluss der einzelnen Phasen führen, sind die markanten sprachlichen Veränderungen von einem Stadium zum nächsten überaus deutlich.

Die erste Phase, Altenglisch oder Angelsächsisch, war eine stark vom Germanischen geprägte Sprache und rührte von den Stämmen her, die im 5. Jahrhundert n. Chr. aus Deutschland auf die britischen Inseln zogen. Altenglisch ist auch heute noch in einigen kurzen Wörtern wiederzuerkennen (him, he – und Derivate davon), doch Satzbau und komplexere Vokabeln erfordern höhere Aufmerksamkeit.

Das Mittelenglisch der zweiten Phase entstand durch die systematische Aufweichung der angelsächsischen Regeln, was auf die verschiedenen Auswirkungen der Wikingerinvasionen, der Eroberung durch die Normannen (1066) und natürlich der Kirchensprache Latein zurückzuführen ist. Wir beobachten nun stärkere Einflüsse aus den romanischen Sprachen Kontinentaleuropas und eine Veränderung im Klang der Sprache.

Die Phase des Modernen Englisch begann nach allgemeiner Auffassung im 16. Jahrhundert und dauert bis heute an. Ihren Anfang markiert die „frühneuenglische Vokalverschiebung“. Unterstützt durch die Erfindung der Druckerpresse und die zunehmenden Methoden der Verbreitung (auf Papier und später per Radio), führte diese Verschiebung zu einer Hebung bzw. Schließung der Langvokale und einer Standardisierung des mündlichen Englisch.

Schauen wir uns die verschiedenen Phasen und einige Wörter daraus etwas genauer an.

Altenglisch

Das Angelsächsische hat bei vielen Linguisten einen schlechten Ruf. Es gilt als die hässlichste und am wenigsten poetische Form des Englischen. Und doch ist es für so viel verantwortlich, z. B. die Wörter „England“ und „English“, die von dem Begriff „Angles“ abstammen.

Der folgende Text ist ein Auszug aus Aelfrics „Homily on St Gregory the Great“ – der berühmten Geschichte des Papstes, der Missionare aussendet, um die Angelsachsen zu bekehren:

Eft he axode, hu ðære ðeode nama wære þe hi of comon. Him wæs geandwyrd, þæt hi Angle genemnode wæron. Þa cwæð he, “Rihtlice hi sind Angle gehatene, for ðan ðe hi engla wlite habbað, and swilcum gedafenað þæt hi on heofonum engla geferan beon.”

Vielleicht erkennen Sie ein paar Wörter wieder – „Angle“ heißt „English“, das haben wir schon gesehen. Auch „he“, „on“ und „for“ sind unverändert. Und bei „comon“ (common), „waes“ (was) und „rihtlice“ (rightly) können wir die zeitgenössischen Entsprechungen entdecken. Hier eine Übersetzung aus dem Merriam Webster:

Again he [St. Gregory] asked what might be the name of the people from which they came. It was answered to him that they were named Angles. Then he said, “Rightly are they called Angles because they have the beauty of angels, and it is fitting that such as they should be angels’ companions in heaven.”

Mittelenglisch

Im Mittelenglischen dominieren die Einflüsse des Altnordischen und des normannischen Französisch. Ersteres wirkte sich wohl am prägnantesten auf die Syntax und die grammatikalische Wortabfolge der englischen Sprache aus. So wie die Wikinger Britannien kolonisierten, so haben auch die Strukturen der englischen Grammatik den nordgermanischen Sprachen wie Dänisch oder Isländisch viel zu verdanken. Am eindeutigsten lässt sich dies an der Reihenfolge und Platzierung der Verben ablesen. Englisch, Dänisch und Isländisch folgen hier einem ähnlichen Muster, wie in unserem Beispielsatz:

“I will never see you again”

= Dänisch: “Jeg vil aldrig se dig igen”

= Isländisch: “Ég mun aldrei sjá þig aftur”

… wohingegen im Niederländischen und Deutschen das Hauptverb am Ende steht (z. B. Niederländisch: “Ik zal je nooit weer zien”; Deutsch: “Ich werde dich nie wieder sehen”, was direkt übersetzt im Englischen “I will you never again see” wäre).

Auch neue Wörter aus dem Französischen machen sich bemerkbar, wie „nature“, „table“, „hour“ (heure). Die französische Sprache ist für einen großen Anteil des modernen englischen Wortschatzes verantwortlich.

Modernes Englisch

Der Beginn des Modernen Englisch, das bis heute vorherrscht, wird weithin im 16. Jahrhundert angesiedelt. Es basiert auf germanischen und nordischen Wurzeln, Pronomen und Präpositionen, fügt einen ausgedehnten französischen und lateinisch beeinflussten Wortschatz hinzu und kombiniert dies mit einer umfassenden Harmonisierung der Vokallaute, die sehr ähnlich klingen wie das Englisch, das wir heute kennen.

Shakespeares Dichtkunst ist ein gutes Beispiel – sie reimt sich nicht nur in den Ohren des 16., sondern auch des 21. Jahrhunderts, und das hat sie der allmählichen Standardisierung der vielen unterschiedlichen Vokallaute zu verdanken, welche die Zusammensetzung der Sprache beeinflusst haben.