Wort der Woche: theatre


Im Gespräch mit unseren Lernenden werde ich oft daran erinnert, wie vernetzt unsere Welt ist. Erwähne ich einen japanischen Schriftsteller, so hat ein Lernender aus Brasilien von ihm gehört; spreche ich über den neuesten französischen Film, so hat ein Teilnehmer aus Russland ihn gesehen. Aber wie sieht es mit „theatre“ aus? Haben die „Bretter, die die Welt bedeuten“, eine ähnliche internationale Dimension? Alles zum Wort der Woche: theatre.

Laut Shakespeare, dem wohl berühmtesten englischen Dramatiker der Geschichte, „the play’s the thing“. Doch hat er recht? Wie oft gehen Sie ins Theater, und würden Sie sich ein „play“ auf Englisch ansehen?

Die westliche Theatertradition nahm ihren Anfang in Griechenland; das Wort „theatre“ stammt aus dem Griechischen. Dort galt es als Bürgerpflicht, Stücke aufzuführen oder ihnen beizuwohnen. Die beiden vorrangigen Theaterformen waren „tragedies“ und „comedies“. Mehr als 2000 Jahre später sind die Komödien von Aristophanes noch immer beliebt und überraschend aktuell. Die Römer trugen zur Verbreitung des griechischen Dramas bei, doch mit dem Zusammenbruch des römischen Reichs nahmen auch diese Theaterformen ab. Stattdessen erfreuten sich religiöse Stücke wie „Mystery Plays“, die von Bürgern aufgeführt wurden, großer Beliebtheit.

Erst im Spätmittelalter traten bezahlte, professionelle „actors“ auf den Plan. Als religiöse Stücke verboten wurden, konnten Dramatiker wie Shakespeare über neue Themen schreiben, und Theater als Kunstform für jedermann wurde immer populärer.

Doch nicht nur Europa blickt auf eine lange Bühnengeschichte zurück. Schon im 1. Jahrhundert erlebte das Theater in Indien eine Blütezeit. Das zum Teil religiöse Sanskrit-Theater beinhaltete Tanz, Musik und Rezitation durch weibliche und männliche Darsteller. Ähnliche Elemente fanden sich im voreuropäischen lateinamerikanischen Theater wieder.

In China liegt der Ursprung des Theaters sogar noch weiter zurück als in Indien. „Puppets“ haben eine große Bedeutung im chinesischen Drama, aber auch im mittelalterlichen islamischen Theater. Weitere wichtige Elemente des chinesischen Theaters sind Akrobatik und Musik. Tanz und Musik nehmen auch in den traditionellen japanischen Theaterformen Noh, Banraku und Kabuki einen hohen Stellenwert ein. Im Kabuki-Theater spielen z. B. herrliche Kostüme und extrem stilisierte Schwertkämpfe eine große Rolle, während im Banraku-Theater riesige Puppen bedeutend sind.

Die Formen und Traditionen des Theaters sind zwar überall auf der Welt anders, doch in unserem multimedialen Zeitalter ist eine echte „performance“ immer noch etwas ganz Besonders.

image: DDohler