Das Alphabet der englischen Stilfiguren – A: Alliteration, Assonance, Anaphora, Antithesis
Die englische Sprache weist eine riesige Bandbreite von Stilfiguren auf – das sind Wörter, die auf eine bestimmte Art verwendet werden, um eine besondere Wirkung zu erzielen. Eine figurative Sprache, die von solchen Stilmitteln gekennzeichnet ist, wird oft mit Romanen und Literatur allgemein, vor allem aber mit Poesie in Verbindung gebracht. Dabei nutzen wir Stilfiguren auch in unserer tagtäglichen Kommunikation, ob im persönlichen Gespräch, per SMS oder E-Mail, und oftmals ohne uns dessen gewahr zu sein.
In diesem Leitfaden stellen wir Ihnen die geläufigsten Stilfiguren des Englischen vor. Sie alle bieten wunderbare Möglichkeiten, mit der Sprache, mit Wörtern, Ausdrücken und Klängen zu spielen. Trauen Sie sich ruhig, sie in Ihren eigenen Texten und Gesprächen auszuprobieren, damit Sie ihre Wirkung unmittelbar erleben können. Ihre Sprachkenntnisse – und Ihre Liebe zur englischen Sprache – werden davon profitieren!
Alliteration
Diese Stilfigur wird tatsächlich sehr häufig in der Dichtkunst verwendet. Alliteration bedeutet, den gleichen Laut oder Buchstaben am Anfang von Wörtern in einem Satz zu wiederholen. Zum Beispiel:
In “Peter picked a peck of pickled peppers” wird der Buchstabe p wiederholt.
Alliteration beschränkt sich aber nicht nur auf die Wiederholung des ersten Buchstabens. Ein Beispiel ist dieses Gedicht von James Thomson:
“Come…dragging the lazy languid line along”
Und der berühmte Vers von Edgar Allan Poe namens The Raven ist eine geradezu himmlische Alliteration, bei der weniger bestimmte Buchstaben als eher die Laute wiederholt werden:
“And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain”
Mit Alliterationen können Effekte unterschiedlichster Art erzielt werden. Der Schlüssel zu ihrem Verständnis liegt ganz einfach im Zuhören – welche Gefühle löst der Klang in Ihnen aus?
Dichter können mit Alliteration z. B. die Aufmerksamkeit auf bestimmte Wörter in einer Gedichtzeile lenken oder einen angenehmen, rhythmischen Effekt kreieren.
Sie kann einem Gedicht auch eine bestimmte Stimmung oder mehr Dramatik oder Bedrohlichkeit verleihen. Mit der Wiederholung weicher, melodiöser Klänge stellt man eine ruhige oder traurige Stimmung her. Für eine knappe, scharfe, schockierende Wirkung wiederholt man harsche Laute wie –ck oder –ot, und schon wird die Stimmung angespannt, aufregend oder dramatisch. Glatte Laute wie s, l und f tragen zu einer gedämpften, friedlichen Atmosphäre bei, wie es uns E. E. Cummings in seinem Gedicht All in Green Went My Love Riding so wunderbar vorführt:
“Softer be they than slippered sleep the lean lithe deer the fleet flown deer”
Assonance – Assonanz
Diese Stilfigur funktioniert ähnlich wie die Alliteration, da es auch hier um die Wiederholung bestimmter Laute geht. Dieses Mal sind aber nur Vokallaute betroffen. Assonanzen lassen – durch Wiederholung gleicher Vokallaute – Reime innerhalb von Satzteilen oder Sätzen zu. Hier wieder E. E. Cummings mit einem Beispiel:
“On a proud round cloud in white high night”
Es ist kaum verwunderlich, dass Assonanzen mit ihrem Vermögen, Reime innerhalb einer Reihe von Wörtern zu kreieren, in der Poesie weitaus häufiger vorkommen als in Prosatexten. Neben Alliteration und Konsonanz gehört die Assonanz zu den Bausteinen der Dichtkunst. Sie kann aber auch überall dort eingesetzt werden, wo ein Künstler einen ausdrucksstarken Reimeffekt erzielen möchte – vor allem in der Musik. Wenn Sie das nächste Mal Hip Hop oder Rap hören, achten Sie auf Assonanzen, denn sie sind ein grundlegender Bestandteil der Songtexte. Das folgende Beispiel stammt von Eminem:
“Fire at the private eye hired to pry in my business”
Anaphora – Anapher
Im Englischen können nicht nur Buchstaben und Laute wiederholt werden, um unterschiedliche Wirkungen zu erzeugen, sondern auch ganze Wörter. Eine Anapher ist eine gewollte Wiederholung eines Wortes oder Ausdrucks am Beginn mehrerer aufeinander folgender Verse, Sätze oder Absätze. Auch dieses Stilmittel kommt häufig in der Poesie zum Einsatz, aber auch in Reden, wo es an unseren Gefühlen rühren soll. Winston Churchills berühmte Rede:
“We shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills”
ist nur ein Beispiel. Auch Martin Luther King nutze Anaphern in seiner legendären Rede I Have a Dream.
Antithesis – Antithese
Das Wort Antithese kommt vom lateinischen und griechischen anti-, was gegen bedeutet, und –tithenai für stellen. Eine Antithese ist also etwas Gegensätzliches, ein Kontrast. Als Stilfigur wird sie verwendet, wenn zwei Gegensätze im selben Satz erwähnt werden, um einen Kontrast herzustellen. Zum Beispiel:
“Many are called but few are chosen”
Auch die Antithese kommt häufig als rhetorisches Mittel und in Reden vor, um ein Argument durch Gegensätze oder Kontraste zu untermauern. Darüber hinaus verankert sie den Satz fester in der Erinnerung des Lesers oder Zuhörers, wie im Fall von John F. Kennedys berühmtem Ausspruch:
“Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country”