Süßer die Kassen nie klingeln
Deutschland ist im Ausland nicht nur für tolle Autos berühmt, sondern mittlerweile auch Export-Weltmeister für Weihnachtsmärkte. Pünktlich zur Adventszeit machen nicht nur in Deutschland selbst, sondern an vielen Orten in der Welt wie etwa London, Manchester, Chicago und Tokio Märkte auf, die mit rustikalem Charme, Glühwein, gebrannten Mandeln und allerlei Weihnachtsaccessoires Touristen und Einheimische zum Bummeln einladen. Auch in Deutschland selbst boomen die Märkte und sind für viele Städte zu einem echten Wirtschaftsfaktor geworden. Über 85 Millionen Besucher schnupperten allein im letzten Jahr Weihnachtsatmosphäre auf deutschen Märkten. Tendenz: weiter steigend. Gerade an den kommenden Wochenenden verbinden viele Deutsche ihr Weihnachts-Shoppen mit einem Besuch auf einem der gemütlich anmutigen Weihnachts-Locations. Und bei vielen Unternehmen ist es längst Ritual, dass die Kollegen bei Würstchen und Glühwein den Feierabend ausklingen lassen.
Zahlreiche Städte haben sogar ein eigenes Werbebudget für die Weihnachtszeit und eifern mit verschiedenen Konzepten um die Besucher. Nürnberg hat natürlich das berühmte Christkind, Dresden und Berlin mit dem Gendarmenmarkt die schönsten Kulissen, Augsburg präsentiert den lebendigen Adventskalender und Kassel inszeniert sich als Märchen-Weihnachtsstadt der Gebrüder Grimm. Auch in der britischen Hauptstadt sind Bewohner und Touristen ganz verrückt auf die spezielle Atmosphäre der Märkte. Besonders beliebt ist dabei das Winter Wonderland im Hyde Park mit Eislaufbahn, Karussells und eigenem Zirkus. In Manchester und Leeds können die Briten über einen Traditional German Christkindlmarkt flanieren, während man in Birmingham einen Frankfurter Christmas Market installiert hat. Dabei weichen die Märkte kaum von den Originalen aus Deutschland ab. Urige Holzhütten, typisch deutsche Spezialitäten wie Bratwurst und gebrannte Mandeln findet man auf den ausländischen Xmas-Märkten ebenso wie vielerlei Weihnachtsaccessoires wie Baumkugeln und traditionelle Handwerkskunst. Und wenn dann noch Chöre unter den übergroßen Weihnachtsbäumen singen, kommen selbst hartnäckige Weihnachtsgegner in Festtagsstimmung.
Warum aber sind Weihnachtsmärkte erfolgreicher denn je? Trendforscher haben herausgefunden, dass gerade in Zeiten, die durch Kriege und Wirtschaftsprobleme geprägt sind, eine Besinnung auf traditionelle Werte stattfindet. Die Weihnachtsmärkte bedienen unser aller Sehnsucht nach einer – zumindest ab und an – heilen Welt, nach Vertrautem und einem überschaubaren und auch kontrollierbarem Ort in unserem Leben. Selbst ich, die ich sonst die Weihnachtszeit eher ignoriere, werde ganz gefühlsdusselig, wenn ich mit Freunden zwischen den Holzbuden am Hamburger Rathausmarkt stehe und an meiner Wurst knabbere. Die Weihnachtsmärkte lehren uns jedes Jahr wieder, einfach einmal innezuhalten, dem kalten Atem nachzuschauen, sich die Hände am Punschbecher zu wärmen und kitschige Songs wie „Last Christmas“ von Wham mitzuträllern. Und wenigstens für einen Abend ist die Welt so flauschig wie ein dicker Winterpulli.
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