Schlechtes Englisch: Grammatikalisch inkorrekte Songtitel


Seitdem Musiker Texte zu Melodien schreiben, gehen sie – genau wie Dichter – recht liberal mit den Regeln der Sprache um. Die Sache ist die: Versucht man, seine Worte einem Rhythmus, Beat, Gefühl oder allen dreien zuzuordnen und sie dabei auch noch in Reimen zu verfassen, steht man vor keiner leichten Aufgabe! Es ist also kaum verwunderlich, dass Musiker die Grammatikregeln ab und zu eher frei interpretieren, damit ihre Worte zur Musik passen.

Wichtiger als die korrekte Grammatik ist einem Künstler, dass er erfolgreich vermitteln kann, was er fühlt oder welche Botschaft sein Lied enthält. Es kann aber auch weitaus einfacher sein – auch wenn sie nicht den Grammatikregeln entspricht, klingt eine bestimmte Wortfolge manchmal einfach besser oder ist eingängiger, vor allem wenn sie gesungen wird.

Niemand würde seinem oder seiner Geliebten gegenüber wirklich sagen “Love, love me do”, oder? Aber genau diese Worte machen einen Ohrwurm aus, den wir auch 50 Jahre nach seinem Erfolgszug durch die Pop-Charts noch singen.

Hier sehen wir uns musikalischen Beispiele an, bei denen die Grammatik auf der Suche nach dem perfekten Pop-Song nur die zweite Geige spielt, wenn überhaupt. Erzählen Sie uns auch von Ihren Favoriten!

Da fehlt doch etwas …

Wer hat schon die Zeit, auf Zeichensetzung zu achten, wenn er gerade Rock ‘n’ Roll kreiert? Satzzeichen wie Fragezeichen oder Apostrophe werden aus Songtiteln häufig weggelassen. Manchmal liegt ein echter Druckfehler vor, und manchmal sieht es auf dem CD- oder LP-Cover auch einfach besser aus, wenn es nicht von kleinlichen Kommas bevölkert wird. The Strokes fragten uns: Is This It. Doch sie vergaßen dabei das Fragezeichen.

Dabei sind Apostrophe noch lange nicht alles. Manchmal lässt eine Band ganze Buchstaben aus. Die beiden, die am häufigsten unter den Tisch fallen? O und U. Your wurde bereits in so vielen Songs zu yr, dass wir es gar nicht mehr zählen können, und das lange bevor die SMS-Sprache erfunden wurde.

Veerrrückte Rechtschreibfehler

Bands tun alles, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen – schließlich wollen sie, dass wir ihre Alben kaufen. Einer ihrer Tricks dabei ist ein freizügiger Umgang mit der Rechtschreibung. Und eine der Bands, die diesen kleinen Kniff wieder und wieder eingesetzt hat, ist die Glam-Rock-Legende Slade. Mama Weer All Crazee Now (Mama We’re All Crazy Now), Cum On Feel the Noize (Come On Feel the Noise) und Gudbuy T’Jane (Goodbye to Jane) sind nur einige ihrer größten Rechtschreibfehler – und gleichzeitig einige ihrer größten Hits.

Prince ist ein weiterer Künstler, der gerne mit der Rechtschreibung jongliert und häufig Buchstaben durch Zahlen ersetzt – Nothing Compares 2 U, I Would Die 4 U, Money Don’t Matter 2 Night – dieses Spiel hat er schon so oft gespielt, dass es zu so etwas wie seinem Markenzeichen geworden ist.

No + no = yes?

Die Rolling Stones mit I can’t get no satisfaction. Was Mick hier wirklich sagen will, ist: I can’t get any satisfaction. ‘No satisfaction’ bedeutet nämlich, dass er bereits völlig zufrieden ist, und es ist nur der Zustand ‘no satisfaction’, den er nicht erlangen kann. Und so betreten wir die kopfstehende Welt der doppelten Verneinung, die sich tagtäglich in all unsere Gespräche einschleicht – und weil Musik schließlich die Sprache und das wahre Leben widerspiegeln und daran anknüpfen soll, ist es nur recht und billig, dass auch dieses Phänomen darin vorkommt.

Eine doppelte Verneinung kann die Bedeutung eines Liedes vollkommen verändern, wenn sie wortwörtlich aufgefasst wird.  Bill Withers versucht eigentlich zu sagen: ‘there is no sunshine when she’s gone’, doch mit den zwei Verneinungen – ain’t und no, wie das can’t und no der Rolling Stones – sagt er tatsächlich: ‘there is not no sunshine when she’s gone’. Und das heißt im eigentlichen Sinn: ‘there is sunshine when she’s gone’. Ganz schön verwirrend, oder?

Lay, Lady, Lie?

Zwischen lay und lie besteht aus grammatikalischer Sicht ein gravierender Unterschied, der allerdings einen echten Rock ‘n’ Roller wenig interessiert. Lie steht für ‘lying down’, also sich hinlegen; dieses Verb benötigt kein Objekt. Lay hingegen erfordert ein Objekt, z. B. ‘you’re laying something on a table’ (etwas auf einen Tisch legen). Ist doch ganz einfach, nicht wahr?

Sagen Sie das mal Eric Clapton. In seinem Song Lay Down Sally geht es darum, dass einer Person namens Sally gesagt wird, sie solle sich hinlegen (to lie down). Es geht nicht darum, dass jemand, der Sally heißt, auf ein Bett gelegt werden soll (to lay down). Diese Zeilen von Herrn Clapton werden demnach vom Lehrer rot angestrichen. Bob Dylans Lay, Lady, Lay sollte eigentlich Lie, Lady, Lie heißen – und den nennt man einen Dichter!