Eine Italienerin in London: Das Wetter, Lieblingsthema der Briten


Sich über die Wetterbedingungen auszutauschen und darüber, welche Art von Regen wir heute, morgen oder in den nächsten sechs Monaten zu erwarten haben, gehört genauso zur britischen Kultur wie der Sonntagsbraten oder Gin Tonic.

In England lautet die Frage nicht, ob, sondern wann es regnet. Ohne Regenschirm aus dem Haus zu gehen ist wie ohne Portemonnaie dazustehen: Man ist verloren.

Da das Wetter in diesem Land so vorhersehbar ist, kann schon ein einziger Sonnenstrahl die Stimmung vollkommen verändern: Alle lächeln, sind glücklich und stürzen in den nächstbesten Park zum Picknicken, jeder verlässt während der Mittagspause das Büro. England im Sonnenschein ist ein völlig anderes Land.

Und auch wenn die Sonne scheint, verzichten die Briten garantiert nicht auf die Wettervorhersage, denn sie wissen, dass dieser freudige Moment nicht für immer anhalten wird. Sie schauen auf ihren Smartphones nach, ob sie ihre Mittagspause morgen wieder im Büro abhalten werden oder ob sie ihren Regenschirm für den folgenden Morgen mit nachhause nehmen sollten.

Diese Besessenheit vom Wetterbericht hat auch mich gepackt. Ich schaue jetzt jeden Morgen auf mein Telefon, um herauszufinden, ob ich drei Pullover tragen muss oder nur einen und ob ich ein bestimmtes Paar Schuhe anziehen kann oder ein anderes nehmen sollte.

Je mehr ich mich an das Leben in England gewöhnt habe, desto gelassener nehme ich auch all die Wetterlagen hin, die es zu bieten hat. Wenn es wie aus Kübeln schüttet, bleibe ich unter meinem Regenschirm trocken, und wenn die Sonne scheint, genieße ich ein kühles Bier im Park mit einem Lächeln auf dem Gesicht und frage mich, wie lange dieses ungewöhnliche Phänomen wohl anhalten wird.

image: Harry Lawford