Deutsche sind bei Englischkenntnissen keine Weltmeister
Beim Thema Kinderbetreuung und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben sie die Nase vorn. Ihr reduziertes, aber gar nicht kühles Design bei Mode, Architektur und Möbelstücken ist unter Menschen mit gutem Geschmack gefragter denn je. Und selbst ihre Königshäuser sind beliebt bei der eigenen Bevölkerung und der im Ausland. Die skandinavischen Nationen scheinen Alleskönner zu sein. Denn jetzt belegt die weltweite EPI-Studie des Bildungskonzerns Education First, dass dänische Erwachsene weltweit die besten Englischkenntnisse vorweisen können, gefolgt von den Niederländern, den Schweden, den Finnen und den Norwegern. Chapeau! Aus eigener Reiseerfahrung weiß ich, dass selbst Taxifahrer in Stockholm und Dänemark tip-top Englisch reden. Im Gegensatz etwa zu den Fahrern in Deutschland.
Der sogenannte EPI-Index (English Proficiency Index) wird jährlich erhoben und ist ein Seismograph, wie sich die Englisch-Sprachkenntnisse weltweit entwickeln. Bei der aktuellen Erhebung zeigte sich auch, dass Frauen besser als Männer der englischen Sprache mächtig sind. Was vielleicht nicht so verwunderlich ist, da man Frauen ja oft bessere kommunikative Fähigkeiten zuordnet. Von den deutschsprachigen Ländern zeigen die Österreicher auf Platz 7 die besten Englischkenntnisse. Am schlechtesten schneiden die Regionen Lateinamerika, Nord-Afrika und der Mittlere Osten im Ranking ab.
Export-Weltmeister Deutschland landet zwar noch knapp in den Top-10 der weltweiten Untersuchung. Das aber auch nur, weil die jüngere Generation in Deutschland über gute Englisch-Kenntnisse, während die Generation 45+ eher mittelmäßig bis schlecht spricht. Jetzt mag man sich auf die Schulter klopfen und sagen, ein zehnter Platz ist doch gar nicht so schlecht. Doch vor dem Hintergrund, dass Business heute immer internationaler wird und in den meisten weltweit agierenden Unternehmen Englisch Konzernsprache ist, fragt man sich schon, wie die derzeitige Führungsmannschaft mit ihren eher mäßigen Sprachkenntnissen im harten Wettbewerb bestehen will. Vermutlich eher schlecht als recht. Denn neben guten Produkten gehört auch eine gute Verständigung mit dem Geschäftspartner zu den Basics im Geschäftsleben. Die Studie zeigt nämlich einen glasklaren Zusammenhang zwischen der Qualität der Englischkenntnisse und der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes.
Vergleicht man übrigens die deutschen Bundesländer untereinander gibt es eine kräftige Überraschung: Die erwachsenen Bürger des Stadtstaates Bremen können nämlich am besten Englisch reden. Ihnen folgen die Hamburger und die Hessen. Die größten Probleme mit der Sprache, die als Zweitsprache laut Businessinsider weltweit die größte Bedeutung noch vor Französisch und Russisch besitzt, haben Deutsche in den Bundesländern Saarland und Thüringen.
Was müssen die Deutschen also tun, um weltweit schnell bei den Englischkenntnissen aufzuholen? Natürlich noch mehr und systematischer die Sprache erlernen und verfeinern. Unternehmen sollten mehr Trainings für Mitarbeiter anbieten und dies nicht nur im realen, sondern auch im virtuellen Klassenraum. So dass jeder unabhängig davon, wo er gerade ist jederzeit in seine Englischkenntnisse investieren kann.
Von den Skandinaviern kann man sich außerdem folgenden Aspekt abgucken: In den nordischen Ländern laufen fast alle Fernsehserien und Filme im englischen Original. So kann man unterhaltsam und ziemlich mühelos die Sprache immer weiter verbessern. Bei einem Quiz von EF English Live kam jüngst heraus, dass nur 32,1% der Befragten so oft wie möglich Filme und Bücher in Originalsprache konsumieren. 34% tun dies ab und zu. Der Rest zieht grundsätzlich die deutsche der englischen Sprache vor. Was eine weitere Erklärung dafür ist, warum wir Deutschen Englisch leider nicht auf Weltmeister-Niveau sprechen.
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